Helge Müller ist Mitgründer und -inhaber sowie Portfolio Manager von Genève Invest, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Genf.
Helge Müller ist Mitgründer und -inhaber sowie Portfolio Manager von Genève Invest, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Genf. (Stevan Bukvic)
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«Wir setzen auf Titel, die zurückgeblieben sind»

Helge Müller von Genève Invest ist der Meinung, Technologie-Aktien müssten nun zuerst in ihre hohen Bewertungen reinwachsen. Und verrät, auf welche Werte er in der Zwischenzeit setzt.

In den Sommermonaten, besonders im August, entwickeln sich die Börsen meist schlecht, heuer war es anders.
Helge Müller: Richtig, einzelne Aktien stiegen stark diesen August – Apple plus 17%, Salesforce plus 20%, Tesla plus 60%. Und sogar ganze Märkte verzeichneten hohe Gewinne. Der deutsche Aktienindex DAX etwa hatte den besten August seit 30 Jahren.

Weshalb?
Bevor wir dazu kommen, eine Anekdote aus unseren Sommerferien. In Monaco habe ich ein 8-Quadratmeter-Apartment, also eigentlich bloss ein kleines Zimmer, gesehen, das zum Verkauf ausgeschrieben war – für 800’000 Euro. Oder 100’000 Euro pro Quadratmeter. Vor 20 Jahren waren die Preise bei 20’000 Euro je Quadratmeter, und damals sprach man von einer Blase. Heute wärs ein Schnäppchen.

Was lehrt uns das fürs Anlegen?
Die Aktienkurse einzelner Technologieunternehmen sind in einem bestimmten Sinn vergleichbar mit Immobilienpreisen in Monaco; dort rechnen Käufer auch nicht mit raschen Gewinnen auf ihrer Anlage. Nehmen wir noch mal Apple: Die Aktie ist, wie gesagt, im August 17% gestiegen. Nachdem sie in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres bereits 60% zugelegt hatte. Das Unternehmen hat eine EBITDA-Marge [Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immateriellen Vermögensgegenständen] von hohen 30%. Der Umsatz von umgerechnet 220 Milliarden Euro 2019 dürfte dieses Jahr aber kaum gesteigert werden können. Mit anderen Worten: Die Aktie muss erst in ihre Bewertung reinwachsen. Und das kann Jahre, manchmal viele Jahre dauern.

«Ausserhalb der Technologie-Branche sind viele Kurse unter die Räder gekommen.»

Die sogenannten FAANG- [Facebook, Alphabet, Apple, Netflix, Google] plus Tesla-Titel waren in den vergangenen Monaten die Wachstumstreiber der amerikanischen Märkte. Gibt es Aktien-Alternativen?
Auf den ersten Blick ist das schwierig. Da die Aktienkurse vieler Unternehmen ausserhalb der Technologiebranche gesunken, ach was: unter die Räder gekommen sind.

Und auf den zweiten Blick?
Vorletzte Woche hat der Präsident der amerikanischen Notenbank, Jerome Powell, eine sehr bemerkenswerte Äusserung gemacht. Er hat, verkürzt, gesagt, seine Zentralbank würde es nicht länger zu verhindern versuchen, falls die Inflation gelegentlich wieder über 2 Prozent steigen würde. Von der in den späten 1970er-Jahren unter Fed-Chef Paul Volcker eingeführten 2-Prozent-Regel werde man also zu einem Ansatz übergehen, der Interventionen erst auslöst, wenn die durchschnittliche Inflationsrate über 2 Prozent beträgt. Betonung auf «durchschnittlich».

«Wir gehen davon aus, dass die USA die Finanz-Repression einführen werden.»

Ist das so bemerkenswert, und nicht Haarspalterei?
Es ist ein klares Signal an die Märkte. Und eines mit, in unseren Augen, grossen Auswirkungen: Wir verstehen seine Worte nämlich so, dass die USA, und in der Folge alle anderen Industrieländer, die sogenannte Finanzrepression einführen werden.

Finanzrepression?
Das bedeutet, die Notenbanken werden nichts dagegen tun, wenn die Inflation – so sie denn zurückkommt in vielleicht zwei, drei Jahren – über das Niveau der Realzinsen steigt. Was dazu führen würde, dass die realen Schulden sinken würden. Es käme also zu einer kalten Entschuldung der Staaten. Und das ist ein eleganter Weg, um sich aus der schwierigen Lage zu befreien, in der sich die meisten Länder wegen der enorm teuren Massnahmen gegen die Auswirkungen der Pandemie befinden.

Dieses Szenario spricht für Anlagen in Sachwerten – von der Immobilie in Monaco bis zu Aktien und Anleihen.
Ja, das ist so. Obwohl ich zu Zurückhaltung beim Kauf von Wohneigentum im Fürstentum rate, ausser man zieht wegen der Steuern hin. Im Anleihenbereich, jedenfalls wenn wir die sogenannten Investment-Grade-Angebote anschauen, sind die Renditen derzeit immer noch bescheiden – viele internationale Unternehmen, denen man trauen kann, zahlen für langfristiges Fremdkapital unter 1%. Und selbst solche Anleihen werden für mehr als 100% gehandelt, was bedeutet, dass dem Anleger kaum etwas bleibt, und für den in Franken rechnenden Investor kommt noch das Währungsrisiko dazu.

Zurück zu Aktien, also?
Genau. Und da schauen wir uns nicht länger mit höchster Priorität Titel an, die sich in den vergangenen Monaten besonders gut entwickelt haben. Sondern, ganz im Gegenteil, solche, die zurückgeblieben sind.

Keine Technologie-Werte also. Stattdessen?
Unternehmen wie beispielsweise Danone, den Getränke- und Lebensmittelkonzern mit Sitz in Paris. Ab kommendem Jahr, sagen die Analysten, sollte das Unternehmen wieder wachsen. Die Verbraucher werden ja nicht dauerhaft weniger Joghurt essen. Die Aktie hat im laufenden Jahr 25% verloren, nur schon mit der Dividende verdient man zurzeit 3,7%. Oder, noch einmal Frankreich – der Leitindex CAC 40 gehört zu den grössten Verlierern zurzeit. Und da gibt es noch Axa, die Versicherung. Ihr Kurs ist 2020 bisher 30% gesunken, was mit der Pandemie zu tun hat; in den kommenden Jahren aber weniger Wirkung zeigen dürfte, die Dividendenrendite beträgt 8%, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie ist bei 6,5. Apples KGV, nur zum Vergleich, bei fast 30.

«Bleiben Sie Ihrer Strategie treu», hört man von Anlageberatern normalerweise …
Das ist richtig und das empfehlen wir unseren Kunden ebenfalls – in den meisten Fällen. Es ist einer der häufigsten Fehler, Trends hinterher zu jagen. Doch wenn man der Ansicht ist, eine Trendwende erkannt zu haben, muss man sich neu aufstellen. Und entsprechend handeln.

Interview: Mark van Huisseling

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Dieser Beitrag wurde von Commercial Publishing in Zusammenarbeit mit Genève Invest erstellt. Commercial Publishing ist die Unit für Content Marketing, die im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia kommerzielle Inhalte produziert.

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Der Börsenwert des Unternehmens kann jedoch durch Überreaktionen, die sich zyklisch wiederholen, erheblich vom inneren Wert abweichen. Langfristig gleichen sich Börsenwert und innerer Wert jedoch immer wieder an.

Dies machen wir uns als klassische Value-Investoren zunutze und investieren gezielt in unterbewertete Aktien mit Aufholpotenzial. Zusätzlich zu ihrer günstigen Bewertung verfügen die Unternehmen, die uns besonders interessieren, über weitere Eigenschaften, die den Aktienkurs zwar nicht resistent gegen Rückschläge machen, zumindest aber eine Absicherung bieten.