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Es grünt in der Pensionskassenwelt

Umweltverträgliche Kapitalanlage ist vermehrt ein Thema. Doch längst nicht alle Vorsorgeeinrichtungen werden aktiv.

Josef Zopp, Adrian Bienz und Gaby Syfrig

Wichtige internationale Standards wie das Pariser Klima­abkommen oder die siebzehn Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Uno haben dazu geführt, dass auch Pensionskassen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Kapitalanlage berücksichtigen. Einzelne nehmen sich bereits seit Jahren des Themas Nachhaltigkeit an.

Vielen sind jedoch die ESG-Kriterien mangels rechtsverbindlicher Vorgaben in der Schweiz erst mit dem zunehmenden Druck ihrer Versicherten und der Öffentlichkeit wichtig geworden. Die Bewegung der Klimajugend und der gestiegene politische Druck aus dem Ausland sind die bedeutendsten Gründe dafür, dass sich mittlerweile die Stiftungsräte sämtlicher Pensionskassen bei der Risikoabwägung auch mit den Umweltaspekten befassen.

Eine Analyse des Beratungsunternehmens Weibel Hess & Partner im Auftrag von «Finanz und Wirtschaft» und «SonntagsZeitung» zeigt, dass sich die Gemeinschafts- und Sammelstiftungen intensiv mit den Klimarisiken ihrer Kapitalanlage auseinandersetzen. Bei einem Grossteil der untersuchten Kassen ist die nachhaltige und verantwortungsbewusste Kapitalanlage im Anlagereglement festge­halten. Die meisten Pensionskassen publizieren ihr Anlagereglement sowie den ­Investitionsprozess und teilweise auch Ausschlusskriterien auf der Website.

Bei Aktien die Stimmen nutzen

Keine der geprüften Pensionskassen hat sich noch nicht mit ESG-Kriterien auseinandergesetzt. Viele Pensionskassen nehmen ihren generationenübergreifenden Auftrag bereits heute wahr und investieren nachhaltig. Grösstenteils beschränkt sich der Nachhaltigkeitsansatz jedoch auf Aktienanlagen. Als Investor können die Kassen bei diesen Wertpapieren selbst Einfluss nehmen oder das Abstimmungsverhalten an Stimmrechtsvertreter wie Ethos delegieren.

Die effektiven Nachhaltigkeitskriterien bei Kapitalanlagen lassen sich in Negativ- und Positivkriterien aufteilen. Mit Negativkriterien werden Unternehmen aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen, die ethische, soziale oder ökologische Standards nicht erfüllen. Pensionskassen mit Positivkriterien bevorzugen Firmen, die aktiv zur Schonung der natürlichen Ressourcen und der Umwelt beitragen und viele soziale Kriterien beachten.

Einen ersten Schritt in Richtung umweltbewusste Kapitalanlage gehen Pensionskassen mit der Verwendung der Ausschlussliste des Schweizer Vereins für ­verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK-Asir). Der Verein führt eine schwarze Liste von Unternehmen, die nachweislich gegen Schweizer Gesetze sowie von der Schweiz ratifizierte interna­tionale Konventionen verstossen. Das Investieren in solche Firmen ist heutzutage aus ethischen und ökologischen Gründen nicht mehr vertretbar. Mittlerweile halten sich viele Pensionskassen an diese Ausschlussliste. Einzelne Kassen verweisen darauf, dass sie nicht in Einzelunternehmen, sondern in kollektive Anlagegefässe investieren. Die Umfrage zeigt jedoch, dass Gelder nur selten in klimafreundliche Börsenindizes oder nachhaltige Anlagegefässe investiert werden.

Viele noch desinteressiert

Im Jahr 2020 haben das Bafu und das Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen SIF erneut einen umfassenden Klimaverträglichkeitstest initiiert. ­Neben Banken und Vermögensverwaltern waren auch Pensionskassen und Versicherungen eingeladen, ihre Kapitalanlagen freiwillig und anonymisiert auf Klima­verträglichkeit zu prüfen. Auf Nachfrage bei den Pensionskassen zeigt sich, dass ­lediglich eine Minderheit von diesem Angebot Gebrauch gemacht hat.

«Nur die Minderheit hat ihr Vermögen freiwillig auf Klima­verträglichkeit prüfen lassen.»

Einige Pensionskassen messen die CO2-Intensität der Kapitalanlagen regelmässig und berücksichtigen diese Kennzahl im Rahmen der verantwortungsbewussten Kapitalbewirtschaftung. Bisher spielt die Klimaverträglichkeit jedoch nur bei wenigen Pensionskassen eine Rolle. Ein Grossteil ist bezüglich Umweltbelastung sozusagen im Blindflug unterwegs. 

Ähnlich sieht das Bild bei der Unterzeichnung der Prinzipien der Vereinten Nationen für verantwortungsbewusstes Investieren (UNPRI) aus. Diese Prinzipien umfassen Umwelt- und Sozialaspekte sowie die Unternehmensführung und sind eine 2006 gegründete Investoreninitiative in Partnerschaft mit dem Uno-Umweltprogramm. Die Unterzeichner tragen freiwillig zu einem nachhaltigeren globalen Finanzsystem bei. Neben den Versicherungsgesellschaften Allianz, Axa, Basler und Helvetia zeigen auch Nest, Swisscanto Flex, Transparenta sowie Vita Verantwortung und unterzeichneten die UNPRI. Einzelne Pensionskassen betreiben keine eigene Anlageorganisation, sie vergeben Vermögensverwaltungsmandate und verweisen bezüglich Nachhaltigkeit auf die entsprechenden Institute. So beispielsweise auch Revor, die an ihre Vermögensverwalter strenge Nachhaltigkeitsanforderungen stellt.

Die Pensionskassen sind sehr grosse Investoren und verwalten gemeinsam treuhänderisch mehr als 1000 Mrd. Fr. In den letzten Jahren wurden verschiedene Organisationen und Vereine gegründet, die sich dem Wandel in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft verschrieben haben. Während einzelne Pensionskassen gerade im internationalen Vergleich als kleine Investoren gelten, können sie mit der Unterstützung von Nachhaltigkeitsorganisationen ihre Kräfte bündeln und so mehr Einfluss auf umweltschädliche Firmen nehmen.

Kooperationen eingehen

Verschiedene Gemeinschafts- und Sammelstiftungen schliessen sich Kooperationen wie Swiss Sustainable Finance (SSF) oder der Initiative Climate Action 100+ an. Die beiden Pionierinnen im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlagen, Abendrot und Nest, sind solchen Kooperationen angeschlossen und nehmen aktiv in Arbeitsgruppen oder Leitungsgremien teil. Zudem wenden beide Stiftungen eigene, wesentlich strengere Nachhaltigkeitsvorgaben an und sind im Vergleich zu anderen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen seit ihrer Gründung wesentlich umweltfreundlicher unterwegs.

Als gewichtige Immobilieninvestoren haben viele Pensionskassen Richtlinien, nach denen sie Investitionen eingehen oder sanierungsbedürftige Immobilien unterhalten. Der Standard des nachhaltigen Bauens Schweiz ist hier einer der Richtwerte. Bei Pensionskassen, die direkt in Liegenschaften investieren und bei ­Gebäudesanierungen und Unterhalts­arbeiten solche Aufträge selbst vergeben, können angeschlossene Betriebe in Form von Gegengeschäften profitieren.

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