Deutlich mehr Buchungen pro Tag als 2019: Hotelplan-CEO Laura Meyer
Deutlich mehr Buchungen pro Tag als 2019: Hotelplan-CEO Laura Meyer
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«Wir wollen die Gäste digital begleiten»

Laura Meyer, die neue Chefin der Hotelplan Group, über den aktuellen Buchungsboom, ihre Sorge um mehr Nachhaltigkeit und Ferienpläne mit der Familie.

Christoph Ammann

Haben Sie den Optimismus, mit dem Sie Ihren Job antraten, trotz Krise bewahrt?
Beim Ferienwohnungsvermittler Interhome verzeichnen wir in der Schweiz seit Monaten hervorragende Buchungszahlen. Mit Hotelplan Suisse sicherten wir uns als erster Schweizer Reiseveranstalter Flugkontingente.

Aktuell verarbeiten unsere Veranstalter bei Badeferien am Mittelmeer und bei Ferien in Ferienwohnungen deutlich mehr Buchungen pro Tag als 2019. Insofern bin ich nach wie vor sehr optimistisch für unser Geschäft.

Wird weiterhin kurzfristig gebucht?
Die Anfragen kommen etwas weniger kurzfristig als noch im Frühling. Neben den Sommerferien werden bereits auch Herbstferien fleissig gebucht. Wir werden sehen, ob Corona das Verhalten der Konsumenten ändert. Aber klar ist: Die Kunden wünschen mehr Flexibilität. Dieses Thema wird uns beschäftigen. Die Airlines bieten ja schon lange flexible Tarife.

Aber ein Reiseveranstalter ist keine Airline.
Korrekt. An einem Package hängen viel mehr Leistungen als nur der Flug. Unsere deutsche Tochter Vtours bietet einen Flextarif, bei dem sich der Kunde, auch in Nicht-Coronazeiten, ein Plus an Flexibilität für spätere Umbuchungen oder Annullationen sichern kann.

«Die Kunden wünschen mehr Flexibilität. Dieses Thema wird uns beschäftigen»

Werden Badeferien angesichts der steigenden Nachfrage nun teurer?
Da wir frühzeitig Flugkontingente einkauften, können wir stabile Preise garantieren. Bei Bedarf holen wir uns auch noch mehr Flugsitze für die Hochsaison. Offenbar treffen wir mit unserem Hotelmix und den Destinationen den Nerv der Kundschaft. Ausserdem besteht ein Nachholbedarf, und die Reiserestriktionen vieler Länder fallen, was sich ebenfalls positiv auf unser Geschäft auswirkt.

Die Bestseller im Sommer?
Bei Hotelplan Suisse sind dies Griechenland – vor Zypern und Spanien. Auch die Schweiz, wo wir das Angebot während der Pandemie stark erweiterten, hält sich in den Spitzenrängen. Beim Ferienwohnungsvermittler Interhome ist die Schweiz klare Nummer eins.

Wagen sie schon eine Prognose, wie sich der Umsatz entwickeln könnte?
Wenn wir im aktuellen Geschäftsjahr, das im Oktober 2021 endet, über die gesamte Hotelplan Gruppe hinweg fünfzig Prozent vom Vorjahr erzielen, wäre das ein sehr gutes Volumen. Der momentane Badeferienboom täuscht darüber hinweg, dass Fernreisen und Geschäftstourismus noch nicht wirklich zurück sind. Eigentlich würde jetzt die umsatzstarke Nordamerika-Hauptsaison anbrechen. Aber USA und Kanada sind für Touristen noch geschlossen.

Sind für die Hochsaison genügend Flüge im Angebot?
Das wird der Markt regeln. Als an Ostern die Nachfrage nach Spanien und Portugal stieg, sprang mit Condor sofort ein neuer Player ein.

Wie überlebt die Hotelplan Gruppe ohne Anbindung an einen ausländischen Reiseriesen?
Im Badeferien-Massengeschäft ist das in der Tat eine Herausforderung, die wir aber gut meistern –nicht zuletzt, weil wir 2019 den deutschen Reiseveranstalter Vtours übernahmen. Wir können die Kräfte bündeln und besitzen nun mehr Möglichkeiten beim Einkauf. Bei der Vermittlung von Ferinwohnungen gehören wir dank Interhome und Interchalet zu den Top 3 in Europa.

In der Schweiz profitieren wir vom Vertrauen, dass unsere Mutter Migros in der Bevölkerung geniesst. Im letzten Jahr hat niemand, der bei uns eine Reise gebucht hatte und nicht antreten konnte, Geld verloren.

Reisen die Schweizer wegen der Pandemie heute anders?
Wir sehen beide Pole: Hier die Leute, die sich bewusst für kleinere Hotels und Destinationen abseits des Massentourismus entscheiden und für Qualität mehr Geld ausgeben, dort jene, die zu einem guten Preis an die Sonne fliegen wollen, wie eh und je.

Dann verpuffen alle Aufrufe zu mehr Nachhaltigkeit?
Wir haben nachhaltige Alternativen im Angebot, fördern vermehrt die Zugsanreise oder die Kombination Zug und Flug. Wir möchten die CO2-Kompensation ausbauen. Ein Drittel der Kundschaft, die im Reisebüro bucht, macht bereits mit, bei den Online-Buchungen hingegen ist die Quote noch tief. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist aber auch die Transparenz.

Inwiefern?
Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden zukünftig aufzeigen, wie nachhaltig ihre Reise ist und wie sie diese nachhaltiger gestalten können. Dabei geht es nicht nur um den CO2-Fussabdruck.

Weshalb teilt Hotelplan sich die Reisebüros in Stans und Olten neu mit dem Kommunikationsanbieter Salt?
Wir testen bewusst neue Retailkonzepte, um neue Wege in der Beratung zu finden und um auch kosteneffizient präsent zu sein. Die Zusammenarbeit mit Salt ist ein gutes Beispiel dafür. Wir sind auch offen für andere Partnerschaften.

Was trafen Sie als Digitalisierungsexpertin bei der Hotelplan Group an?
Im Veranstalterbereich ist die Digitalisierung auf sehr gutem Weg. Bei Migros Ferien kommen fast hundert Prozent via Internet herein. Besser werden können wir bei den digitalen Kompetenzen, um das Kundenerlebnis vor, während und nach der Reise noch attraktiver zu gestalten.

«Wir möchten zukünftig aufzeigen, wie nachhaltig eine Reise ist»

Woran denken Sie?
Zum einen wollen wir die Kundschaft dort abholen, wo sie beraten werden möchte – in einem Reisebüro oder online via Chat oder Video. Zum anderen möchten wir unsere Gäste künftig aber auch digital begleiten, zum Beispiel mit relevanten Reisevorschlägen, Tipps zum Packen und zur Destination oder mit Informationen zum Transfer. Wir möchten auch Aktivitäten und Ausflüge über diesen Kanal anbieten.

Sie Sind die erste Frau an der Spitze von Hotelplan. Nervt es Sie, wenn Journalisten hervorheben, dass Sie stets in Schwarz gekleidet auftreten?
Was dieses Thema anbelangt, bin ich sehr entspannt und denke, dass es sicher auch Thema gewesen wäre, wenn mein Vorgänger Thomas Stirnimann nur schwarze Hemden getragen hätte.

Spürten Sie Skepsis bei Ihrem Amtsantritt?
Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und war ja seit zweieinhalb Jahren Mitglied des Verwaltungsrates. Somit kannte ich das Unternehmen bereits.

Erste Frau an der Spitze

Die 40-jährige Laura Meyer ist die erste Frau an der Spitze der Hotelplan Group. Die Migros-Tochter umfasst unter anderen den Reiseveranstalter Hotelplan Suisse – mit den Marken Hotelplan, Migros Ferien, Travelhouse und Tourisme Pour Touts – sowie den Ferienwohnungsvermittler Interhome, die Geschäftsreiseanbieter bta first travel und Finass, aber auch Reiseveranstalter in England und Deutschland. Die Juristin war zuvor während fünf Jahren bei der UBS Switzerland für die digitale Distribution zuständig, davor arbeitete sie etwa bei McKinsey und der NZZ-Gruppe. Die Zürcherin ist verheiratet und Mutter von zwei Buben.

Hatte Sie die Anfrage, CEO der Hotelplan Group zu werden, überrascht?
Ich brauchte etwas Bedenkzeit, denn es war ein grosser Schritt, Verantwortung für fast 2000 Mitarbeitende zu übernehmen.

Wie sind sie privat organisiert?
(Schmunzelt.) Haben Sie diese Frage auch meinem Vorgänger gestellt?

Nein, ehrlicherweise nicht...
Ich habe das grosse Glück, dass meine Kinder im Familienverbund aufwachsen können. Mein Mann ist sehr modern. Er arbeitet Teilzeit als Unternehmensanwalt und macht sehr viel für die Familie. Meine Mutter hütet, seit ich wieder arbeite, zwei Tage pro Woche meine Jungs, und auch mein Vater und seine Frau unterstützen uns regelmässig.

Bleibt Ihnen genug Freizeit?
Natürlich! Ich brauche Zeit mit meiner Familie und Freunden und genügend Bewegung und Abwechslung, sonst bin ich nicht ausgeglichen. Und ich wäre auch kein gutes Vorbild für unsere Mitarbeitenden.

Und wie sehen die Ferienpläne aus in diesem Jahr?
Im Sommer geht es in ein Inter-home-Ferienhaus an der ligurischen Küste, und im Herbst liebäugeln wir mit Zypern. Dazwischen findet man uns für verlängerte Wochenenden an verschiedenen Orten in Zugdistanz.