Die Costa Smeralda fährt die 8-tägige Route von/bis Savona via Rom, Neapel, Messina, Cagliari (Juni bis November 2021), im Winter ist sie in Südamerika unterwegs.
Tatiana Gruosso
Dunkles Holz, filigrane, goldene Linien, Polster in gediegenen Farben – ist das wirklich eine Bar auf einem Costa-Schiff? Bislang erinnerten die öffentlichen Bereiche der Cruiseliner unter italienischer Flagge eher an Las Vegas: kunterbunt und mit viel Bling-Bling.
Die Smeralda, im Dezember 2019, kurz vor der Pandemie getauft, trumpft mit einem starken Italien-Bezug auf. So ist jedes Deck einer Stadt des «Bel Paese» gewidmet, die als Design-Inspiration dient. Wer etwa auf Deck 10, Rom, aus dem Lift tritt, wird von einem lebensgrossen Abbild der Braccio- Nuovo-Skulpturengalerie im Vatikanischen Museum begrüsst. Und bei den Farben und Mustern in den Kabinen hat sich das Mailänder Architektenbüro Dordoni Architetti an Michelangelos «Die Erschaffung Adams» orientiert.
All das könnte leicht in Kitsch abgleiten – zum grössten Teil ist die Inneneinrichtung aber stilvoll und kommt ohne plakative grün-weiss-rote Anspielungen aus.
Man wähnt sich zwar nicht gerade in Rom, die Smeralda fühlt sich aber durchaus ein bisschen wie eine italienische Kleinstadt an. Auf dem 337 Meter langen Cruiseliner finden in Nicht-Pandemie-Zeiten über 8000 Passagiere und Crewmitglieder Platz.
Es gibt jede Menge Piazzas, Bars und Restaurants, eine Gelateria, eine Shopping-Meile, ein Theater, ein Fitness-Studio, eine Kochschule und sogar ein Museum mit fast 500 Exponaten, das der italienischen Design-Kunst gewidmet ist. Der berühmte Hoteldesigner Adam D. Tihany, 73, der beim Bau der Costa Smeralda als Creative Director das Design überwacht hat, wollte mit dem Museum ein Denkmal setzen: «Es zeigt, wie kreativ dieses Land ist. Italienerinnen und Italiener, die sich das Museum ansehen, dürfen stolz sein auf ihre Heimat.»
«Schwefeldioxid wird komplett eliminiert, Feinstaub ebenfalls, und auch der Ausstoss von Stickstoffoxid ist – im Vergleich zu Diesel – um 85 Prozent reduziert.»
So sitzen denn am Morgen die italienischen Mitreisenden bei Espresso und Cornetto an der Illy-Kaffee-Bar, wo sie lautstark über Gott und die Welt diskutieren. Auch hinter den Kulissen hat Costa einiges verändert: Die Smeralda wird als erstes Schiff der zwölf Dampfer umfassenden Costa-Flotte mit Flüssiggas (LNG) statt Diesel betrieben. LNG, das hauptsächlich aus Methan besteht, ist zur Zeit der sauberste fossile Treibstoff. Schwefeldioxid wird komplett eliminiert, Feinstaub ebenfalls, und auch der Ausstoss von Stickstoffoxid ist – im Vergleich zu Diesel – um 85 Prozent reduziert.
Von «grünen Ferien» kann dennoch kaum die Rede sein. Der CO2-Ausstoss bleibt hoch, auch wenn er gemäss Costa durch die LNG-Technologie um etwa zwanzig Prozent reduziert wird. Umweltschützer kritisieren zudem, das Gas werde oft durch die umstrittene Fracking-Methode gewonnen.
Trotz aller Kritik ist der Einsatz von LNG ein Meilenstein für die Branche, insbesondere im Hinblick auf die Luftqualität. Noch dieses Jahr läuft mit der Costa Toscana ein Schwesterschiff der Smeralda vom Stapel, ebenfalls mit LNG-Antrieb ausgerüstet. Aber auch in anderen Bereichen arbeitet Costa, zu einem amerikanischen Cruise-Giganten gehörend, an der Nachhaltigkeit – nicht zuletzt, weil man sich erhofft, umweltbewusste Kunden anzulocken, für die eine Kreuzfahrt bisher nicht in Frage kam.
Auf der Smeralda wird ein Grossteil des Wasserbedarfs aus einer Entsalzungsanlage gedeckt, der Pool im Spa mit der Abwärme der Motoren geheizt, und der gesamte Müll gesammelt, getrennt und sachgerecht verwertet. Im Kreuzfahrtranking des Naturschutzbund Deutschland wurde die Smeralda dafür mit dem ersten Platz belohnt, den sie sich mit der in der Grundstruktur baugleichen Aida Nova teilt.
Die Costa Smeralda fährt die 8-tägige Route von/bis Savona via Rom, Neapel, Messina, Cagliari (Juni bis November 2021), im Winter ist sie in Südamerika unterwegs.
Mit themenspezifischen Specials, welche als zusätzlicher Zeitungsbund erscheinen, bietet die Sonntags Zeitung ihren Lesern regelmässig einen attraktiven Mehrwert.