Neu im Amt: Lisa Weddig, Geschäftsführerin der Österreich Werbung
Neu im Amt: Lisa Weddig, Geschäftsführerin der Österreich Werbung (Foto: John Ross Group)
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«Schweizer Gäste lieben das Authentische und Entspannte in Österreich»

Lisa Weddig, die neue Tourismus-Chefin von Österreich, über Skifahren, Nachhaltigkeit und Corona.

Christoph Ammann

Sie stammt aus Schleswig-Holstein und vermarktet nun das Alpenland Österreich: Lisa Weddig ist die erste Ausländerin an der Spitze der Österreich Werbung.

Nach fast sechs Jahren als Chefin von TUI Austria sowie Einsätzen als Uni-Dozentin startete die 38-Jährige am 1. Juni ins neue Amt.

Weshalb kürten die Österreicher eine junge Norddeutsche zur höchsten Touristikerin?
Ganz einfach: Es zeigt, wie offen Österreich ist. Der Tourismus funktioniert global, die Nationalität sollte keine Rolle spielen, persönliche Fähigkeiten und berufliche Erfahrungen sind wichtiger.

Wie näherten Sie sich Österreich an?
Ich arbeite nun schon mehr als sechs Jahre hier und glaube, ein Gefühl für Land und Leute entwickelt zu haben. Obwohl die Sprache ähnlich ist, geht es gerade im beruflichen Alltag in Österreich etwas anders zu als in Deutschland.

1,451 Mio.

So viele Gäste aus der Schweiz besuchten im Jahr 2019 Österreich.

Inwiefern?
Bevor man hier zum Geschäft kommt, lernt man sich bei einem Kaffee kennen. In Deutschland läuft das viel direkter.

Arbeiten Sie schon wie eine Österreicherin?
Uns Norddeutschen sagt man nach, klar in der Ansage zu sein, direkt, ehrlich und authentisch. Ich bin so und für mein Umfeld wohl auch gut einschätzbar.

Welche Beziehung haben Sie als Flachländerin zu Österreichs so wichtigen Bergen?
Ich fahre Ski seit meinem zwölften Lebensjahr, mittlerweile ganz gut sogar, und ich fühle mich sehr wohl in den Bergen.

Und an Ihrem Arbeitsort Wien?
Als ich an meinem ersten Tag in Wien auf die Hofburg zulief, war ich sehr beeindruckt und überrascht: Diese Geschichte, diese Bedeutung! Da wusste ich, hier möchte ich lange leben.

Bei der TUI arbeiteten Sie für einen internationalen Konzern, die Österreich Werbung hingegen ist eng mit dem Staat verflochten.
Die Art der Unternehmensführung ist ähnlich. Doch bei der Österreich Werbung gibt es wahnsinnig viele Partner, die wir miteinbeziehen: Zehntausende von Hotels, Bergbahnen, die vielen Regionen, die Kulturbetriebe, das Ministerium, die Wirtschaftskammer. Das ist eine ganz andere Komplexität und Dimension als bei der TUI.

4,931 Mio.

Die Anzahl Übernachtungen von Besuchern aus der Schweiz in unserem östlichen Nachbarland.

Werden Sie von der Politik unter Druck gesetzt?
Wir pflegen einen regen Austausch mit unseren beiden Hauptträgern, dem Tourismusministerium und der Wirtschaftskammer – ähnlich wie man das von Verwaltungsratssitzungen in der Wirtschaft her kennt. Man lässt uns frei arbeiten, im Vertrauen, dass wir unseren Job gut machen.

Braucht es im digitalen Zeitalter überhaupt noch nationale Tourismusorganisationen?
Die regionalen und lokalen Player haben gar nicht die Möglichkeit, international sichtbar zu werden. Das schafft man nur mit klaren, übergeordneten Botschaften, die man gleichzeitig auf allen relevanten Märkten platziert. Wir arbeiten mit 21 Vertretungen im Ausland. Umgekehrt bedienen uns diese mit wertvollen Informationen aus ihren Märkten. Dank unserer globalen Verflechtung leisten wir für die Branche im Land einen deutlichen Mehrwert.

54 %

Mehr als die Hälfte der Sommergäste aus der Schweiz wählten als Destination Tirol, zwanzig Prozent Vorarlberg,

Sie plädieren für einfache Botschaften – unterschätzen Sie nicht Ihre Kundschaft?
Tatsache ist: Die potenziellen Feriengäste werden von Marketingbotschaften überflutet. Heute muss man die Dinge aber beim Namen nennen und die Botschaft einfach halten. Bald starten wir übrigens unsere Winterkampagne.

Mit Ihrer Handschrift?
Ja, lassen sie sich überraschen!

Welches Ziel verfolgen Sie mit der Österreich Werbung?
Ich möchte sie zur besten nationalen Tourismusorganisation der Welt machen. Denn für dieses Land ist der Tourismus extrem wichtig. Es muss der Anspruch sein, mit einer auf Top-Niveau aufgestellten Tourismusorganisation zu arbeiten. Umso mehr als kein anderes europäisches Land einen derartigen Anteil an internationalen Gästen in der Höhe von 75 Prozent verzeichnet.

Weshalb reisen Schweizerinnen und Schweizer nach Österreich?
Wir sind sehr beliebt bei Familien, und man schätzt etwa auch die kulinarischen Möglichkeiten. Die Schweizer Gäste lieben das Authentische und Entspannte in Österreich, diese lockere «Das geht sich schon aus»-Kultur.

3

Für Österreich sind Touristen aus der Schweiz sehr wichtig: Sie belegen Rang 3 hinter den Deutschen und den Holländern.

Was lernen Sie von Schweiz Tourismus?
Die Fokussierung auf Nachhaltigkeit finde ich sehr gut. Auch das nationale Branding ist vorbildlich. Am Flughafen Zürich ist mir ins Auge gestochen, dass die Busse mit dem Schriftzug «My Switzerland» herumkurven.

Werden Sie enger mit Schweiz Tourismus zusammenarbeiten – angesichts ähnlicher Produkte und Zielgruppen?
Ich bin ein Fan von Kooperationen. Wir könnten tatsächlich noch stärker in der Dimension einer europäischen Urlaubsregion denken und uns vor allem hinsichtlich der Fernmärkte präsentieren.

Im Gegensatz zur Schweiz wandte die österreichische Gastro- und Tourismusbranche die Zertifikatspflicht samt 3-G-Regel von Anfang an konsequent an. Wurde da nicht übertrieben?
Beim Restart haben wir die Mitbewerber beobachtet. Längst haben aber viele Länder nachgezogen, und heute erweist es sich als Vorteil, dass wir von Anfang an konsequent auf ein breites Schutzkonzept gesetzt haben.

Gibt es im kommenden Winter Skitourismus in Österreich?
Wenn man die Regeln einhält, an die wir uns nun gewöhnt haben, kann man zum internationalen Wintertourismus zurückkehren. Wir werden uns sehr gut darauf vorbereiten.

Macht die Klimaerwärmung dem Skitourismus den Garaus?
Entscheidend ist, dass wir uns alle um eine nachhaltige Lebensweise bemühen. Zum Skitourismus: Unsere Seilbahnen investierten zuletzt mehr als 420 Millionen Euro in ihre Struktur, vor allem in Beschneiungsanlagen und Lifte, die mit Ökostrom betrieben werden.

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