Der Verein «und» das Generationentandem will Jung und Alt zusammenbringen.
Der Verein «und» das Generationentandem will Jung und Alt zusammenbringen. («und»)
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Jung und Alt begegnen sich auf Augenhöhe

Die Jungen sind die Zukunft, die Alten haben die Lebenserfahrung. Der Verein «und» das Generationentandem aus Thun bringt Menschen beider Altersgruppen zusammen, um voneinander zu lernen.

Von Stefan Kammermann

Der 27-jährige Elias Rüegsegger sitzt am Tisch und blättert in Unterlagen.

Vreni von Känel, 67 Jahre alt, nimmt einen Flyer zur Hand. Der Gründer und Geschäftsführer des Vereins «und» das Generationentandem und die Co-Präsidentin treffen die letzten Vorbereitungen für einen bevorstehenden Anlass. Im grosszügigen Vereinslokal mitten in der Stadt Thun sind die beiden nicht unter sich. Eine über 80-jährige Dame bereitet Werbecouverts vor und ein Studierender konzentriert sich am Computer. «Unser oberstes Ziel ist es, Menschen unterschiedlicher Generationen zusammenzubringen», sagt Initiant Elias Rüegsegger.

Initiant und Geschäftsführer Elias Rüegsegger und Co-Präsidentin Vreni von Känel bereiten einen Anlass vor.
Initiant und Geschäftsführer Elias Rüegsegger und Co-Präsidentin Vreni von Känel bereiten einen Anlass vor. (Stefan Kammermann)

Dies geschieht nicht nur mit Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Generationenfestival, das etwa mit Tanzworkshops, Flohmarkt, literarischen Lesungen, Live-Musik oder Silent Disco jeweils im August in Thun über die Bühne geht. Auch ganz einfache Dinge organisiert der Verein, damit sich Jung und Alt auf Augenhöhe begegnen. So etwa ein Sitzplatz, um etwas zu erzählen. Das temporäre «Zuhörbänkli», das mal im Bahnhof Thun oder den Sommer über im Hof des Berner Generationenhauses steht, bietet die Möglichkeit, gemeinsam ins Gespräch zu kommen, Gedanken zu teilen oder einfach die Zeit zu vertreiben. «Betreut wird das Angebot von empathischen Menschen, die eben einfach nur zuhören», erklärt Elias Rüegsegger und fügt gleich an: «Für Leute, die vielleicht nicht so oft zu Wort kommen oder niemandem zum Reden haben, kann dies durchaus wichtig sein.» Auf der Sitzbank nehmen nach einem Wochenplan regelmässig freiwillige Zuhörerinnen und Zuhörer Platz und schenken ein offenes Ohr.

Persönliche Technikhilfe

Ein Angebot, das regen Zuspruch findet, ist indes die persönliche Technikhilfe. «Junge technikversierte Leute helfen älteren Menschen beim Umgang mit Computer, Tablet, Smartphone oder den sozialen Medien», erläutert Vreni von Känel. So hat diese Hilfe zum Beispiel in der aktuellen Zeit der reduzierten Kontaktmöglichkeiten der älteren Generation den Zugang zu Online-Veranstaltungen ermöglicht und so einen Beitrag zur sozialen Teilnahme geleistet. Wer Unterstützung benötigt, kann die Technikhelfer gleich zu sich nach Hause bestellen. «Dabei werden oft auch Ängste überwunden und das Verständnis zwischen Generationen gefördert», hat die Co-Präsidentin festgestellt.

Einzigartig in der Schweiz

Der Verein «und» das Generationentandem aus Thun ist schweizweit in seiner Form einzigartig. Ein weiterer öffentlicher Ort der Begegnung ist das Berner Generationenhaus in Bern, begh.ch. Eine Plattform, die Generationen in der Schweiz verbindet, ist Intergeneration, intergeneration.ch. In der Nordwest- und Zentralschweiz bringt das Mentoring­programm Munterwegs aus Menzigen im Kanton Zug Frei­willige jeden Alters mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Ebenso organisieren zahlreiche Gemeinden und Altersinstitutionen schweizweit Generationenbegegnungen.

Zudem werden Kurse rund um digitales Wissen angeboten. Zum Programm des Thuner Vereins gehört ebenso alle zwei Wochen ein gemeinsames, offenes Singen von Liedern aus aller Welt. «Es braucht keine Vorkenntnisse, kommen kann, wer Lust hat», fährt Vreni von Känel fort.

Platz für Gesellschaftspolitik

«Demokratie und Elite», «Humor – wie weit kann man gehen?» oder «Toleranz ja – wo hat sie für mich Grenzen?», sind drei Beispiele der moderierten «und»-Runde. An einer Art Stammtisch kommen dabei unterschiedliche Themen mit generationenspezifischen Blickwinkeln aufs Tablett. Platz hat der Verein auch für Gesellschaftspolitik. «Politisch und konfessionell sind wir unabhängig, wir wollen aber auch Menschen vernetzen, die etwas zu sagen haben», betont Elias Rüegsegger. Mittel dazu ist das Generationenforum. «Die besten Ideen entstehen im Austausch», ist Rüegsegger überzeugt. Vier- bis sechsmal im Jahr treffen sich so Menschen im Rahmen von Workshops und Podien. Zu Wort kommen auch regionale und nationale Politikerinnen und Politiker.

Zudem veröffentlicht der Verein «und» das Generationentandem viermal im Jahr das gleichnamige Magazin. Beleuchtet werden Themen aus Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik. «Die Beiträge werden jeweils durch ein Tandem unterschiedlicher Generationen produziert», erklärt der Geschäftsführer. Nicht zuletzt mit dem Ziel, Vorurteile abzubauen.

Maturarbeit als Grundlage

Die Idee für ein stärkeres Miteinander der Generationen ausserhalb der Familien und der Berufswelt ist im Jahr 2012 aus der Maturarbeit von Elias Rüegsegger entstanden. Der Fokus lag zunächst auf dem Magazin «und». Zwei Jahre später kamen soziale und kulturelle Tätigkeiten dazu. Von Beginn an leistete der Verein Pionierarbeit im Bereich des Generationen-Miteinanders. Die verstärkte Zusammenarbeit mit lokalen und nationalen Partnern hat 2019 zu einer Institutionalisierung der Organisation geführt. Aktuell zählt der Verein rund 360 Mitglieder aus allen Altersgruppen und der ganzen Deutschschweiz. Nebst den Mitglieder- und Abobeiträgen des Magazins «und» finanziert sich der Verein durch Partner und einem Förderbeitrag der Stadt Thun. Dessen Aktivitäten werden ausgeschrieben sowie über die vereinseigene Internetseite, Netzwerke und die sozialen Medien kommuniziert.

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