Elisha Nicolas Schuetz
Osmanische Sultane und ihre Vorgänger hinterliessen in Istanbul beeindruckende Bauwerke - märchenhaft und geheimnisvoll ragen die weltberühmten Kuppeln und Türme der Stadt in den Himmel. Ein Besuch der Sultan-Ahmet-Moschee, auch «Blaue Moschee» genannt, und dem wohl berühmtesten Bauwerk Istanbuls, der Hagia Sophia, ist natürlich ein Must für jeden Reisenden. Aber: Istanbul ist viel mehr als «nur» eine geschichtsträchtige Stadt.
So lockt die frühere Hauptstadt des Osmanischen Reiches Kunstliebhaber und Szenegänger aus der ganzen Welt an den Bosporus. Zwischen Fähranlegern, Werkstätten und leer stehenden Häuser befindet sich Karaköy, eines der ältesten Viertel Istanbuls. Das Hafenquartier hat sich zu einem der coolsten Viertel der Stadt entwickelt, in dem Hipster-Bars und Cafés neben trendigen Boutiquen und Galerien liegen. Es entstand ein kreativer Hotspot, wo junge Einheimische die verlassenen Handwerksbetriebe in stilvolle Cafés verwandelt haben. Wo einst Hämmer dröhnten, erklingt heute Chill-out-Musik, Gebäude aus der osmanischen Zeit sind mit Street Art verziert und überall siedelten sich junge Modedesigner mit ihren Ateliers an. Derweil findet man hier quasi Kunst an jeder Ecke – teils mehr, teils weniger offensichtlich.
Ein Muss ist beispielsweise das SALT Galata, ein mondäner Raum für zeitgenössische Kunst, der in einer ehemaligen osmanischen Bank untergebracht ist – edle Marmorböden und hohe Decken inklusive. Und in einer ehemaligen Schiffswerft in der Nähe lockt das Istanbul Modern mit Ausstellungen zeitgenössischer türkischer und internationaler Kunst. Es ist jedoch nicht «nur» ein Museum, sondern dient auch als Begegnungszentrum, beherbergt eine Design-Boutique und ein Café. Derweil wurde kürzlich im Herzen Istanbuls, am Taksim-Platz, das Atatürk-Kulturzentrum eröffnet. Von aussen gut sichtbar, befindet sich im Innern eine purpurrote Kuppel aus Keramikplatten, die je nach Lichtverhältnissen unterschiedlich schimmern. Innerhalb dieser Kuppel ist auch die Heimat des neuen Opernhauses und beherbergt zudem einen Theater- und Konzertsaal, eine Bibliothek, eine Galerie für Kunstausstellungen und Restaurants zum gemütlichen Dinieren.
Denn Istanbul ist auch ein wahres Paradies für Feinschmecker. Türkische Spezialitäten haben vor allem Gemeinsamkeiten mit Gerichten der orientalischen Küche: Fleisch, Gemüse und allerlei Gewürze – die türkische Gerichte sind unglaublich vielfältig und viel mehr als nur der weltbekannte Döner. Hervorragend ist auch der Street Food, wofür die Istiklal-Strasse die beste Adresse ist. Hunderte von Strassenverkäufern bieten hier ihre exotischen Köstlichkeiten an. Beispielsweise Simit - ein ringförmiger Sesamkringel aus Hefeteig. Seine Ursprünge gehen 500 Jahre zurück ins osmanische Reich. Auf den Istanbuler Strassen ist der Simit wie früher bei mobilen Verkäufern täglich frisch zu kaufen und ein allseits beliebter Snack zu jeder Tageszeit.
Wie es ich für eine Millionenmetropole gehört, sind auch zahlreiche Restaurants der Spitzenklasse in Istanbul angesiedelt. Die gastronomischen Raffinessen sind mindestens so spektakulär und zahlreich wie die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Schliesslich ist die türkische Küche ein Potpourri mit vielerlei Einflüssen aus der gesamten Region. Eine junge Generation von Spitzenköchen überrascht mit modernen Interpretationen von traditionellen anatolischen Gerichten. Sie setzen mit Vorliebe auf rustikale Zutaten wie Lamminnereien, Trockenfisch und Fermentiertes. Dazu: gegrilltes Gemüse, gefüllte Weinblätter, Humus, die feurig-scharfe Gemüse-Salsa Ezme, die Joghurtspeise Cacik mit klein geschnittenen Gurken, Salz, Pfeffer und Olivenöl oder Bamya, ein Gericht aus Okra-Gemüse, Biber Dolmasi (gefüllte Paprika) und Imam bayildi (gefüllte Auberginen). Ein Hochgenuss!
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