Themenspezifische Specials
Mit themenspezifischen Specials, welche als zusätzlicher Zeitungsbund erscheinen, bietet die Berner Zeitung ihren Leserinnen und Lesern regelmässig einen attraktiven Mehrwert.
Maria Liessmann
Sie ist eine Perle historischer Baukunst: Potsdam. 1660 bis 1918 preussische Residenzstadt, war sie über Jahrhunderte Heimat von Königen und Fürsten. Schon im Mittelalter zog es diese weg aus dem lauten Berlin in die üppigen Landschaften von Potsdam und deren reichhaltigen Jagdgründen. Die heutige Landeshauptstadt von Brandenburg grenzt südwestlich - teilweise direkt - an die deutsche Bundeshauptstadt Berlin.
Von dieser wird sie oftmals in ihrer Aussenwirkung überstrahlt, jedoch zu Unrecht. 16 eindrucksvolle Schlösser, Paläste und Prunkbauten prägen bis heute das Stadtbild. In jahrhundertelanger Bautätigkeit haben die Hohenzollern hier ein Schmuckstück der Architektur geschaffen, das mittlerweile UNESCO-Welterbe ist.
Über allem thronend: das märchenhafte Schloss Sanssouci. Nicht umsonst wird es auch das preussische Versailles genannt. Man fühlt sich bereits ganz verzaubert, wenn man die breiten Vortreppen, die in mehreren Etagen und gesäumt von üppigen Weinbergterrassen, zum Schloss emporführen, hinaufsteigt. Sanssouci – ohne Sorge – war Sommerresidenz und Lieblingsort von Preussens König Friedrich II. Im Jahr 1747 liess er es nach eigenen Skizzen erbauen. Mit seinen zwölf Zimmern zählt Sanssouci zwar eher zu den kleinen Schlössern, es ist jedoch sehr kostbar und liebevoll ausgestattet. Die originale Inneneinrichtung des sommerlichen Lustschlosses, die Verzierungen und Bemalungen aus dem 18. Jahrhundert sind bis heute noch erhalten und zu besichtigen.
Schlurfte man als Besucherin bis vor einigen Jahren zur Schonung des Parketts noch in Filzpantoffeln durch die Räumlichkeiten, so führen heute Teppichlaufstege durch den weissen Marmorsaal, das prunkvolle Konzertzimmer oder die Bibliothek des Preussenkönigs. Die sterblichen Überreste vom Alten Fritz liegen heute in einer Gruft auf der obersten Weinbergterrasse. Dies war sein inniger Wunsch, welcher jedoch erst 1991 in Erfüllung ging – mehr als 200 Jahre nach seinem Tode.
Hat man sich an einer Schlossbesichtigung erfreut und ist wieder draussen angelangt, steht man praktisch schon inmitten des weitläufigen, ja geradezu riesigen Parks Sanssouci. Auf 300 Hektar und gutdurchdachten Sichtachsen durchwandert man 250 Jahre höchste Gartenkunst. Jede Menge Springbrunnen, Pavillons, über 1000 Skulpturen und natürlich formvollendete Hecken, Sträucher und Rasenflächen säumen die vielen Wege. 60 Gärtner*innen halten dies alles in Schuss und Form.
Nimmt man von Schloss Sanssouci die Hauptallee durch den Park, erreicht man nach etwa zwei Kilometern an deren anderen Ende das Neue Palais. Mit 200 Zimmern, vier Festsälen und einem integrierten Rokokotheater ist es viel grösser als das berühmte Sanssouci. Im Gegensatz zu diesem privaten, ja intimen Lustschloss diente es für offizielle, repräsentative Anlässe. Hier gibt es einige der kostbarsten Innenausstattungen Europas zu sehen. Beeindruckend!
Wer immer noch nicht genug von Schlossbesichtigungen hat, wird im Neuen Garten fündig. Hier befindet sich unter anderem das Marmorpalais, das vom gleichen Architekten stammt, wie das Brandenburger Tor in Berlin und ganz mit schlesischem Marmor verkleidet ist, oder auch Schloss Cecilienhof, in dem 1945 die Potsdamer Konferenz stattfand, an der Churchill, Truman und Stalin das Nachkriegsschicksal Deutschlands und Europas besiegelten.
Sehenswert ist auch die Orangerie, eigentlich ein Platz zum Überwintern der zahlreichen ausländischen und somit empfindlichen Pflanzen des Parks, in der aber insbesondere im mittleren Palmensaal, der seinem Namen durchaus gerecht wird, die Aufführung klassischer Konzerte zu den Highlights gehört.
Nördlich von Sanssouci liegt der Pfingstberg, von dem aus man einen weiten Ausblick über die namentlichen Schloss- und Parkanlagen erhält sowie das Belvedere besuchen kann, ein weiteres Schlossensemble. Die hier zu geniessende Sicht auf Potsdam inspirierte schon die Kaiser und Könige Preussens. Wunderschöne Landschaftsblicke erhascht man auch am Heiligen See. Seine malerische Lage inmitten der Parks und teils mit Sicht auf die Schlösser machen ihn zu einem beliebten Ausflugsziel. Und nicht nur das: Persönlichkeiten wie TV-Moderator Günther Jauch, Modedesigner Wolfgang Joop oder Model Franziska Knuppe haben bevorzugt hier ihre Potsdamer Residenzen.
Verlässt man die Anlagen rund um Sanssouci und wendet sich der Altstadt Potsdams zu deren Füssen zu, kommt man nochmals ins Stauen: Ja, sind wir denn jetzt in Amsterdam? Mitten im Zentrum der Innenstadt liegt das Holländische Viertel. Mit seinen beschaulichen, nach niederländischer Bauweise im 18. Jahrhundert errichteten Backsteinhäusern strahlt das Quartier viel Gemütlichkeit aus. Über mehrere Strassenzüge fühlt man sich ganz nach Holland versetzt.
Entstanden ist das Viertel, nachdem Friedrich Wilhelm I. von einer Bildungsreise aus Amsterdam und Den Haag zurückkam und den dortigen Baustil als fortschrittlich und zweckmässig auch daheim einführen wollte. Sein Ziel: niederländische Handwerker nach Potsdam locken, um von ihrem technischen Know-how zu profitieren. Geklappt hat das nicht. Es zogen schliesslich französische und preussische Handelsvertretende, Kunstschaffende und Soldaten in die Häuser ein.
Für die Besucherin, den Besucher lohnt es sich allemal, einen Rundgang durch das Holländerviertel zu machen. In einigen sehr kleinen und verwinkelten Läden wird allerlei Handwerkskunst angeboten. Stärkung gibt es im Pfannkuchenhaus Poffertjes en Pannekoeken, wo man sich an den typisch holländischen Poffertjes und Pfannkuchen gütlich tun kann, die mit den schnöden Krapfen, wie wir sie kennen, nicht viel gemein haben. Im La Maison du Chocolat wartet dampfende Schoggi und im Restaurant Zum Fliegenden Holländer feine europäische Küche.
Verlässt man das in sich geschlossene Quartier und schlendert weiter durch die Potsdamer Altstadt, so lohnt sich der Besuch des Alten Markts. Im Zentrum steht ein monumentaler Obelisk, dahinter erhebt sich die vom berühmten Baumeister Karl Friedrich Schinkel konzipierte Nikolaikirche.
Abgerundet wird ein Potsdam-Besuch mit einem Blick auf ein Monument des Kalten Krieges. An der Stadtgrenze zwischen Potsdam und Berlin liegt die Glienicker Brücke. Hier verlief die Grenze zwischen Ost und West, hier tauschten die Geheimdienste von USA und Sowjetunion ihre Spione aus. Spätestens seit dem Spionage-Blockbuster «Bridge of Spies» mit Tom Hanks ist die Stahlbrücke weltbekannt. Passieren kann man sie zu Fuss, mit dem Fahrrad oder Auto.
Potsdam ist nicht nur beliebtes Ausflugsziel für Tourist*innen, sondern auch für die Berliner*innen. Denn wie die Fürsten und Könige schon im Mittelalter wussten: «Potse» ist nicht so laut und nicht so miefig wie Berlin. Daran hat sich seit Jahrhunderten nichts geändert.
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