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Nina Kobelt
Hans Christian Andersens Prinzessin lag wohl kaum auf einer grünen Erbse, wie wir sie heute kennen. Sondern auf einer gelben. Es gibt sie schon lange, und bevor sie zum Tierfutter degradiert wurden, war es völlig normal, gelbe Erbsen aufzutischen – etwa so, wie es heute gang und gäbe ist, Rüeblistengel in Hummus (Kichererbsenmus) zu dippen.
Tatsächlich tönt es fast wie ein Märchen, wenn man die Vorzüge der Gelberbse aufzählt: Sie enthält eine Menge Protein und als Mus ist sie geschmeidig und fein. Man kann, muss sie aber nicht schälen, damit ihre Stärken zum Vorschein kommen. Ein wenig verwegen könnte man sagen: Gelberbsen sind die besseren Kichererbsen.
«Die Eiweisserbse kann man quasi aus dem Mähdrescher raus in die Pfanne hauen.»
Dass dies nicht bekannter ist, wundert Ursina Steiner. Zusammen mit ihrem Partner Stephan Jaun baut sie auf ihrem Hof in Wattenwil unter anderem Eiweisserbsen an. Eiweisserbsen? So wird die Gelberbse in der Landwirtschaft genannt, wo sie sich längst etabliert hat – als Tierfutter. Dabei ist sie auch für den Menschen ideale Proteinnahrung. «Sie hat ein bisschen weniger Eiweiss als Soja», sagt Steiner. «Aber sonst ist sie genial. Auch weil sie relativ einfach wächst.»
Ursina Steiner führt mit ihrer Familie seit längerem ein Cateringunternehmen. Sie verarbeitet fast ausschliesslich Produkte von ihrem Biohof Joli Mont. Auch die Gelberbse taucht immer wieder auf, wenn sie einen Apéro, ein Geburtstagsfest oder dergleichen ausrichtet. Die Hülsenfrucht lässt sich vielseitig einsetzen. Im Dal-Curry etwa braucht Steiner Gelberbsenmehl als Bindemittel, püriert werden die Erbsen wie Hummus gegessen und ganz schwimmen sie in asiatischen Suppen. Wer schon einmal in Griechenland war, erinnert sich sicher an Fava-Püree – ein beliebter Dip aus Fava-Bohnen, die wie die Eiweisserbsen auch gelb sind. Auch sie gehören zu den Hülsenfrüchten, die in unserem Klima perfekt gedeihen, aber sie müssen mechanisch geschält werden. «Die Eiweisserbse dagegen kann man quasi aus dem Mähdrescher raus in die Pfanne hauen», sagt Steiner.
Man soll übrigens nicht nur die getrockneten Erbsen über Nacht einlegen, wenn man sie verarbeiten möchte, sondern auch das Mehl. Dieses verarbeitet Ursina Steiner mit Kräutern zusammen zum Beispiel zu kleinen Talern, die wie Falafel in einer Pita super schmecken. Besonders wenn sie mit der veganen Mayonnaise verfeinert wird, die aus Aquafaba hergestellt wird, dem Kochwasser von Gelberbsen. Es lässt sich wie Eiweiss schlagen und anstelle von Eiern einsetzen. Und manchmal macht Ursina Steiner einen Brotaufstrich – aus Schoggi und Gelberbsen!
Auf der Farm in Wattenwil ist man überzeugt: «Wer den Baum wachsen sieht, geniesst den Apfel doppelt.» Das gilt natürlich auch für Gelberbsen. Die diesjährige Aussaat findet jetzt im März statt, das Feld liegt bereit. Ernten wird die Familie dann im Juni und Juli – sie haben sich auf Sommererbsen konzentriert. Noch ein Vorteil von Gelberbsen: Sie wachsen schnell, schneller als das Unkraut!
Der Betrieb, auf dem Ursina Steiner mit ihrer Familie lebt, war einst ein reiner Milchwirtschaftsbetrieb. Nun grast das Vieh zwar immer noch auf den Weiden in der Umgebung, aber nicht mehr auf dem Ackerland. Dort gehört jetzt eine Drittelhektare den Gelberbsen. Alles was auf dem Hof angebaut wird, dient als Basis für ihr Cateringunternehmen. Ihre Erbsen kann man trotzdem kaufen: auf der Online-Plattform für biologische Produkte Biomondo und bei Biofarm.ch sind Gelberbsen erhältlich. Auch Grossverteiler führen die Hülsenfrüchte – geschält und halbiert. Sie sind nicht immer Bio und oft nicht aus Schweizer Produktion.
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