(Birgit Lang)
Gesundheit

Die Menopause darf kein Tabuthema mehr sein

«Die Hälfte von uns muss da durch, aber alle leben so, als ob nichts wäre.» Michelle Obama hat auf den Punkt gebracht, was viele Frauen fühlen. Neun Fakten für ein besseres Verständnis.

1 Die drei Phasen der Wechseljahre

Prämenopause: Der erste Einschnitt
Die Prämenopause beginnt früher als angenommen, bereits um die vierzig fangen die Eierstöcke an, langsamer zu arbeiten. Jetzt werden weniger Sexualhormone, vor allem Östrogene und Progesteron, produziert. In dieser Phase, die durchschnittlich sechs Jahre dauert, werden die Beschwerden oft mit dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) verglichen: Die Periode ist unregelmässig. Es kann zu Wasseransammlungen im Gewebe, Brustspannungen, Gereiztheit und vermehrter Empfindsamkeit kommen. Die Chancen, schwanger zu werden, sind durchaus noch vorhanden, aber die Möglichkeit dazu nimmt jährlich ab.

Perimenopause: Der Peak
Die Perimenopause beginnt durchschnittlich zwischen 46 und 47 und dauert fünf bis sechs Jahre. Für viele ist es die schwierigste Zeit der Wechseljahre: Die Intensität von Schweissausbrüchen und Schlafstörungen ist jetzt am stärksten. Schmier- und Zwischenblutungen nehmen zu. Neben verschiedenen körperlichen Symptomen kann auch die Psyche leiden. Müdigkeit, Antriebslosigkeit und auch Depressionen treten vermehrt auf.

Postmenopause: Gekommen, um zu bleiben
Die Postmenopause dauert durchschnittlich vom 52. bis zum 65. Altersjahr und ist die neue Normalität, die Frauen bis ans Lebensende begleitet. Die Östrogen- und Progesteronproduktion ist und bleibt auf tiefem Niveau. Die Haut neigt zu Trockenheit, wie auch die Scheidenschleimhäute, was zu Schmerzen beim Sex führen kann. Rücken- und Gelenkprobleme treten jetzt öfters auf. Wegen eines allfälligen Östrogenmangels steigt das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Jetzt ist eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Vor allem auch was das Herz, Diabetes und die Cholesterinwerte betrifft.

(Birgit Lang)

2 Mythos: Da muss man einfach durch

Auch wenn unseren Grossmüttern eingeimpft wurde, dass sie die Zähne zusammenbeissen und die Wechseljahrbeschwerden aushalten müssen: Diese «Empfehlung» hat sich überlebt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Beschwerden nicht belasten und verunsichern können. Weil sie so viele verschiedene Facetten haben, ist eine frühzeitige Information wichtig. Und diese sollte man nicht nur über die sozialen Medien konsumieren. Das ist auch wichtig, weil es noch nie so viel verschiedene Behandlungsansätze gab wie heute. Und was für die eine Frau stimmt, muss für die andere nicht gut sein. Darum ist es sinnvoll, sich frühzeitig über die medizinische Möglichkeiten, Hormon-ersatztherapien, alternative und stressmindernde Methoden zu informieren.

3 Wann tut was am meisten weh?

Eine japanische Studie mit über zweitausend Probandinnen im Alter zwischen vierzig und fünfundsechzig Jahren untersuchte, in welchem Alter im Schnitt welche Symptome besonders ausgeprägt sind. Auch hier bestätigt sich, dass die Perimenopause am intensivsten ist. Kopfschmerzen: 50,4 Jahre, Schwindel: 50,6 Jahre, Müdigkeit: 50,8 Jahre, depressive Verstimmung: 50,9 Jahre, Hitzewallungen: 51,4 Jahre, Schlaflosigkeit: 51,7 Jahre, Schmerzen im unteren Rücken: 51,9 Jahre, Schwitzen: 52 Jahre, vaginale Trockenheit: 52,1 Jahre.

4 Je früher die Periode, umso früher die Wechseljahre?

Auch wenn die Studienlage nicht eindeutig ist: Eine Untersuchung mit über 50 000 Probandinnen deutet darauf hin, dass Frauen, die ihre erste Regel unter elf Jahren hatten, auch früher in die Wechseljahre kamen. Und da die Geschlechtsreife bei Mädchen immer früher einsetzt, würde dies in Zukunft auch eine Verschiebung der Wechseljahre nach vorn bedeuten. Der Grund dafür: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das Gewicht einen wichtigen Einfluss hat. Dieses ist bei jungen Mädchen in der Pubertät seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich gestiegen. Und je fülliger weibliche Teenager sind, umso früher setzt die Regel ein. Diese Mädchen haben mehr Östrogen im Blut.

5 Schon die alten Griechinnen …

Menopause kommt aus dem Griechischen «meno» für Monat und «pausis» für Ende. Ein anderer Begriff dafür ist Klimakterium. Das Wort bedeutet im Griechischen so viel wie «Stufenleiter».

6 Auch eine Schwangerschaft ist noch möglich

Es passiert mit Mitte vierzig selten. Und noch seltener über fünfzig. Aber solange eine Frau noch ihre Periode hat, kann sie schwanger werden. Hinzu kommt, dass der Eisprung so unregelmässig kommt, dass er sogar in den Zeitraum der Regelblutung fallen kann.

7 Wie ist es mit dem ein Sex?

Obwohl immer wieder über eine Verminderung der Libido in Zusammenhang mit der Menopause gesprochen wird, ist dies nicht wirklich nachgewiesen. Die Forschung hat keine eindeutigen Schlussfolgerungen darüber geliefert, ob das Alter oder hormonelle Veränderungen die wichtigsten Faktoren sind. Viele Frauen erleben durchaus ein erfülltes Sex-leben, sei es, weil sie nicht mehr verhüten müssen, selbstbestimmter leben und sich, ihren Körper und ihre Bedürfnisse besser kennen. Bei einer allfälligen Scheidentrockenheit können spezielle östrogenhaltige Salben und Gleitmittel helfen. Aber auch hier gilt: Nur kein Druck. Dem waren viele Frauen ihr ganzes Leben schon ausgesetzt.

(Birgit Lang)

8 Hollywood entdeckt die Wechseljahre

Michelle Obama beklagt öffentlich ihre Schweissausbrüche, die Schauspielerin Naomi Watts hat eine eigene Pflegelinie für die wechseljährige Frauen entwickelt, und Gwyneth Paltrow setzt sich für die Frauengesundheit ein. Wenn sogar die Stars aus der Traumfabrik einen offenen Umgang mit dem Tabuthema Wechseljahre fordern, kann es durchaus sein, dass diese dadurch auch hierzulande ein winzige Prise Glamour abbekommen.

9 Auf die Ernährung kommt es an

In der Menopause verlangsamt sich der weibliche Stoffwechsel. Das ist ein Fakt, genauso, dass in diesen Jahren das Gewicht um durchschnittlich zehn Kilo ansteigt. Rund 400 Kalorien täglich müssten eingespart werden, um dies zu verhindern. Natürlich mit regelmässigen Sporteinheiten und dem Verzicht auf allzu viel Genuss. Wichtiger in diesem Zusammenhang ist es jedoch, dass der Körper genügend Nährstoffe bekommt, um die neuen Herausforderungen, die das Älterwerden mit sich bringt, zu meistern. Folgende Gruppen sind besonders wichtig:

  • Isoflavone: Die sekundären Pflanzenstoffe können im Körper die Wirkung von Östrogen nachahmen. Sie sind beispielsweise in Sojaprodukten enthalten. Unter anderem können so auch Hitzewallungen und Schlafstörungen gemildert werden.

  • Lignane werden ebenso zu den sekundären Pflanzenstoffen gezählt und sind in Leinsamen, Hülsenfrüchten, Getreide, Beeren, Kernobst und Salaten vorhanden Sie sollen laut neuen Studien in einer Vorstufe das Wachstum von Brustkrebszellen hemmen.

  • Omega-3-Fettsäuren schützen Herz und Arterien. Man findet sie in fetten Fischen wie Lachs oder Hering.

  • Kalzium in Naturjoghurt, Hart-käse und Milch soll laut verschiedenen Studien nicht nur die Knochen schützen. Auch der Hormonhaushalt soll vom Kalzium profitieren.

  • Öle mit einem hohen Gehalt an Fettsäuren und wertvollen Pflanzenstoffen. Walnussöl, kalt gepresstes Oliven-, Weizenkeim- und Leinöl haben nicht nur einen gesundheitlichen Nutzen, sondern können sich positiv auf den Hautzustand auswirken.

  • Ballaststoffe in Früchten und Gemüsen helfen gegen die gerade in den Wechseljahren häufig zunehmenden Verstopfungen.

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